Szabados/Mitchell: Jelenés (Revelation). Fonó FA-038-2
Szabados György (p, voc, ld), Roscoe Mitchell (as), Dresch Dudás Mihály (ts,
ss, bcl), Kovács Ferenc (tp, viol), Benkő Róbert (b), Baló István (dr, perc), Geröly
Tamás (dr, perc)
Motiv/Revelation/Free Music In Honour of The Art Ensemble of Chicago
1996. oktober 7.
"Wozu in die Ferne schweifen, sieh', das Gute liegt so nah!" Anders
ausgedrückt: Richtet eure Augen nicht immer über den grossen Teich, hier bei uns
passiert in punkto interessanter Musik jede Menge. Und nicht nur bei uns in Österreich,
sondern auch in den Nachbarländern.
Auf der ungarischen Szene tummeln sich eine Reihe interessanter Musiker, zu denen auch
der Pianist und Komponist György Szabadis gehört. Doch auch er hat seine Augen über den
grossen teich geworfen. In Szabados Fall soll dies aber nicht als Negativum gewertet
werden. Er hat sich zwar Anregungen geholt, doch ist er weit davon entfernt, amerikanische
Vorbilder (so es die für ihn gibt) zu imitieren. Zu eigenständig ist seine Musik, in der
neben Improvisation und (anderen) Jazzelementen auch die europäische (vor allem die
ungarische) Konzertmusik und ganz besonders natürlich die Volksmusik seiner Heimat eine
gewichtige Rolle spielen.
Vor vielen Jahren nahm Szabados eine LP mit Anthony Braxton auf und auch auf der
vorliegenden CD ist mit Roscoe Mitchell ein Musiker vertreten, de aus der Chicagoer AACM
hervorgegangen ist. Anders als in vielen anderen europäischen Bands, in denen der
amerikanische Gast ein paar lustlose Soli bläst und nur dazu dient, mit
seinem Namen die Gruppe aufzuwerten, integriert sich Mitchell voll in das Ensemble.
Das gemeinsame musizieren steht dann auch im Vordergrund, obwohl natürlich auch eine
Reihe ausgezeichneter Solodarbietungen zu hören sind. Doch der Gruppendynamische Prozess
ist es, der die Musik auf Revelatin interessant, spannend und überaus hörenswert
macht.
JazzLive Nr. 121/98, p.57 |